Die Rache der Bratwurst!
Am vergangenen Sonntag wurde der neunte von zwölf Läufen in der LFM Endurance Serie ausgetragen. Diesmal war es ein 4,5 Stunden Rennen mit Fahrerwechsel auf der spektakulären Berg- und Talbahn des Mount Panorama. Die Strecke von Bathurst – auch liebevoll Bratwurst genannt – verzeiht keine Fehler und wer dort schon im Renntempo gefahren ist, der weiß dieses sehr anstrengende Asphaltband zu respektieren.
Normalerweise wollte das Intruder Racing Team mit einem Trio an den Start gehen, jedoch hatte Jérôme Eckardt kurzfristig abgesagt, weil er die Gelegenheit hatte, das 24H Rennen auf der Nordschleife live zu erleben. Somit verblieben dann nur die beiden Paddys, die dann unsere Farben als Team “Alte Säcke” beim Bergfest vertreten sollten. Der luxemburger Alien Patrick Thill und der kleine freche Belgier Patrick Defawe traten in einem frisch designten BMW M4 GT3 an.
Unter der Woche wurde viel getestet und auch ein sehr gutes Setup gefunden. Patrick Thill gönnte sich sogar noch vor dem Wochenende einen Wechsel auf neue, viel hochwertigere Pedale, die ihm jedoch für das Rennen zum Verhängnis werden sollten. Bei seinem Besuch der 24H am Nürburgring ist er ausgerechnet mit dem linken Fuss umgeknickt und hatte entsprechende Schmerzen beim Fahren. Daher nutzten wir die Qualifikation nur, um zu sehen, inwiefern er überhaupt durchhalten würde. Am Ende starteten wir auf P32 von 33, was auf dem Mount Panorama durchaus ein Vorteil sein kann, wie man später noch sehen wird.
Aufgrund des lädierten luxemburgischen Fußes, entschlossen wir uns dazu, dass Patrick Defawe den Start übernimmt und gleich einen Doppelstint absolviert. Die erste Runde lief auch ganz gut und es gab nur eine kleine Berührung, die durch vorrausfahrende Teilnehmer provoziert wurde, die wohl den Sinn eines Langstreckenrennens nur im Bilderbuch gesehen haben. Jedenfalls haben wir in den ersten beiden Runden schon sieben Positionen gewonnen, ohne wirklich jemanden zu überholen. Aber wir sollten uns nicht beschweren, denn auf einer anderen berühmten Rennstrecke haben sich am Wochenende gewisse Profis auch nicht wirklich mit Ruhm bekleckert.
Ansonsten lief der erste Stint soweit ohne Probleme und wir konnten noch weiter nach vorne fahren. Beim ersten Stopp kam Patrick auf P12 in die Box und fuhr auf P19 wieder raus. Auch diesmal lief es wie geschmiert und wir sind schnell wieder bis auf P13 nach vorne gespült worden, jedoch nahm nach nur 15 Minuten, das Unheil seinen Lauf. Oben auf dem Berg hatte sich ein Honda gedreht und stand abseits der weißen Linie. Sowohl gelbe Flagge, als auch die Position des Fahrzeuges wurden angezeigt und so konnte man also sorgenfrei um die Kurve fahren. Allerdings haben wir die Rechnung ohne die fehlende Rennintelligenz des gestrandeten Fahrers gemacht. Genau in dem Moment, wo unser Auto um die Ecke kommt, fährt er auf die Strecke und bleibt in der Mitte der Fahrbahn stehen. Das Resultat war ein unvermeidbarer Unfall mit einem heftig ramponierten Fahrzeug und ein fälliger Reparaturstopp, der uns etwa 2 Minuten Zeit gekostet hat.
Die Gelegenheit haben wir dann genutzt, um unsere Startegie zu überdenken und ganz anders als geplant zu handeln. Wir haben nur repariert, ohne nachzutanken. Beim Stopp hat Patrick Thill den Wagen dann übernommen und ging auf P21 wieder auf die Strecke. Wegen seinem Fuss hatten wir entschieden, dass er nur die Zeit fahren sollte, bis das Benzin aufgebraucht ist und dann sollte er wieder übergeben. Es lief auch ganz gut und er konnte sich aus allen Tumulten raushalten. Zudem hatte die Konkurrenz ihre liebe Mühe mit der Strecke und so kamen wir fast kampflos bis auf Platz 14 nach vorne, bevor der nächste Stopp dran war.
Patrick Defawe durfte nun wieder ran und die Taktik war sehr gewagt. Er sollte einen dreifach Stint absolvieren, um unseren luxemburgischen “Verletzten” zu schonen. Voll motiviert fuhr er auf P18 aus der Box und ließ es sofort fliegen. Bis auf Position 14 hatte er sich nach vorne gearbeitet, als ein altbekanntes Problem auftrat. Aus heiterem Himmel setzte sein Lenkrad für einen ganz kurzen Moment aus und er erwischte eine Mauer seitlich vorne rechts. Der Schaden war nicht so groß, aber später sollte er noch einen großen Einfluss auf unseren Rennverlauf haben. Es waren einige sehr harte Duelle dabei, die uns nicht nur viel Zeit gekostet haben, sondern auch jederzeit endgültig das Rennen hätten kosten können. Aber es lief gut und mit “nur” 10 Sekunden Schaden , die wir beim Stopp nicht reparieren ließen, ging es dann nach weiteren 45 Minuten in die Box zum Nachtanken und Reifenwechsel. Zu dem Zeitpunkt lagen wir wieder auf P15 und die Konkurrenz war auch nicht fehlerfrei unterwegs.
Auf Platz 19 durfte dann das zweite Drittel des Mega-Stints in Angriff genommen werden und mit der untergehenden Sonne fielen nicht nur die Temperaturen, sondern auch unsere Rundenzeiten. Diese lagen teilweise trotz beschädigtem Auto auf einem Niveau, dass der Betroffene selber staunen musste, was da gerade abgeht. Nach dem Motto “Platz da, ich komme!” wurde dann auch schonmal an Stellen zum Überholen angesetzt, die dem Gegner wohl einen doppelt geschwenkten Code Braun in die Hose gezaubert haben dürfte. Patrick Defawe war so richtig im Flow, wie es ja mittlerweile heißt und lag zwischenzeitlich sogar auf P12 mit Blick auf die Top 10. Der Schaden aus dem vorherigen Stint schien also keine wirklich negativen Auswirkungen zu haben.
Als nur noch 4 Minuten in seinem zweiten Stint zu fahren waren, drehte sich das Auto in der Berabpassage Esses plötzlich nach links weg. Die Aufhängung vorne rechts hatte nach dem Mauerkuss gelitten und jetzt nach einer knappen Stunde Leidenszeit aufgegeben. Unser Auto stand quer an der engsten Stelle der Strecke und wir mussten den ganzen Verkehr durchlassen, bevor wir durch mehrmaligens Rangieren endlich wieder in die richtige Richtung fuhren. In langsamer Fahrt ging es dann zurück in die Box, wodurch wir bis auf P15 durchgereicht wurden und insgesamt mit der Reparatur weitere 2 Minuten verloren haben. Die Standzeit von 1:20 reichte sogar noch, um gaaaaaz schnell auf die Toilette zu stürmen und mit noch feuchten Händen in die Handschuhe zu gleiten. An dieser Stelle sollen wir darauf hinweisen, dass die Hände feucht vom Waschen waren …….
Mit nur 3 Stunden Schlaf und dem Wissen, gleich nach dem Rennen zur Nachtschicht zu müssen, hieß es nun für Patrick Defawe die Konzentration bestmöglich zu halten und diesen Monsterstint von fast 2,5 Stunden unbeschadet durchzuziehen. Auf P19 durfte er dann seinen Endspurt antreten und machte dabei keine Gefangenen. Mit dem Messer zwischen den Zähnen und wild entschlossen wurden die Gegner über den Berg gejagt oder auch nur grinsend gewunken, wenn sie erneut die Orientierung verloren hatten. Mit einsetzender Dunkelheit schien es noch besser zu laufen für uns und beim letzten Fahrerwechsel lagen wir schon wieder auf Position 13. Man munkelt, dass Patrick D völlig durchgeschwitzt nach dieser Fahrt sowohl das T-Shirt, als auch den Schlüpper auswringen konnte.
Dann durfte Patrick “Hinkefuss” Thill die letzten 35 Minuten fahren und hatte auf Platz 17 liegend viel Abstand nach hinten. Somit konnte er entspannter seine Runden abspulen und mit Glück war sogar noch nach vorne etwas möglich. Es lief auch soweit ganz gut und der Fuss spielte entsprechend mit. Dann hatte er einen Verbremser mit einem leichten Einschlag und entschprechendem Schaden am Auto. Von da an hieß es nur noch das Auto ins Ziel zu bringen und den Abstand nach hinten zu verwalten. Dies tat er ganz souverän und brachte unseren BMW M4 GT3 auf Position 17 ins Ziel, wo wir als krönenden Abschluss sogar noch mit unseren Freunden Matze und Schubbi von den Hortkindern gemeinsam über die Linie fahren durften.
Mount Panorama ist unerbärmlich und kann richtig gemein werden. Wenn man jedoch in einen Rhythmus kommt, dann ist es definitiv eine der schönsten Rennstrecken der Welt. Von unserer Seite war viel mehr drin, was jedoch an dem unnötigen Unfall in der ersten Stunde lag, der vielleicht sogar eine mögliche Top 10 Platzierung gekostet hat. Trotzdem hatten wir unseren Spaß und das ist die Hauptsache.
Unten könnt ihr einige Bilder vom Rennen sehen und wer sich auf YouTube die Wiederholung des Cockpitstreams anschauen möchte, kann dies dort tun >>>> https://youtu.be/UxE28idt-Nw?t=1235
Am kommenden Sonntag reist die LFM GT3 Endurance Serie nach Südafrika. Die 3H von Kyalami werden dann von unserem “Komm rum!” Duo Jérôme Eckardt und Patrick Defawe im Porsche 991 II GT3 R bestritten. Wir halten euch diesbezüglich auf dem Laufenden.
Bis dahin wünschen wir euch noch viel Grip und gebt weiter Gas!
Euer Intruder Racing Team.
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