Am gestrigen Sonntag feierte das Intruder Racing Team mit dem “Duo Internationale” eine doppelte Premiere!!! In der LFM GT3 Endurance Serie nahmen unser Neuzugang Ferid Srdanovic aus Montenegro und unser kleiner frecher Belgier Patrick Defawe zum ersten Mal im ganz neu designten BMW M4 GT3 am 3 Stunden Rennen von Kyalami teil.
Der ehemalige (und vielleicht auch wieder zukünftige) Formel 1 Grand Prix Kurs liegt malerisch auf einem Berg vor den Toren der südafrikanischen Millionenmetropole Johannesburg, was man aufgrund eines Nachtrennens bei jeder Durchfahrt der Spitzkehre und der anschließenden Abfahrt jedesmal in Form eines fast nicht endenden Lichermeers bestaunen konnte. Doch wir waren nicht für eine Kaffeefahrt mit schönem Ausblick angetreten, sondern wollten ein Rennen fahren und da kommen wir zur zweiten Premiere: Es war das allererste Endurance Rennen für Ferid Srdanovic und Entspannung sah definitiv anders aus. So nutzten wir das freie Training ausschließlich, um die im Vorfeld theoretisch gelernten Fahrerwechsel endlich auch in der Praxis zu üben.
Die Taktik war von vorneherein klar: Ferid ist der schnellere Fahrer und sollte in der Qualifikation seine Stärke ausspielen. Die Betonung liegt auf “sollte”, denn bei 40 Fahrzeugen auf einer 4,522km langen Strecke wird es nicht nur zeitweise eng, sondern es dient auch nicht gerade dazu, das ohnehin angespannte Nervenkostüm unseres Debütanten zu beruhigen. Er war auch gut unterwegs und hatte auch 2-3 freie Runden, jedoch konnte er aus unerklärlichen Gründen nicht seine Zeiten abrufen, die er unter der Woche locker aus dem Ärmel schüttelte. Woran mag das wohl gelegen haben? …….
Das Rennen nahmen wir dann auf P39 von 40 in Angriff und es war somit alles wie immer. Von hinten starten, in den ersten Runden aus jedem Chaos raushalten und im Laufe des Rennens durch eine fehlerfreie Fahrt nach vorne kämpfen. Patrick übernahm dann aufgrund seiner Erfahrung den Startstint und kam auch sicher durch. Wir konnten in der Startphase einige Positionen gewinnen und hingen hinter einem langsameren Paket fest, als uns jemand als zusätzliche Bremse in Kurve 1 missbrauchte und dabei umdrehte. Dadurch fielen wir wieder auf P39 zurück und hatten einen Schaden am Heck, der das Fahrverhalten ziemlich beeinträchtigte. Nach etwa 20 Minuten passierte dann ein typisches BMW M4 GT3 Phenomen: unberechenbares Fahrverhalten im aerodynamischen Grenzbereich. In der langen Rechtskurve folgte Patrick ganz nah einem Audi und musste leicht lupfen. Dabei verlor das Auto völlig unerwartet den Abtrieb und brach aus. Das Resultat: Insgesamt 25 Sekunden Schaden und nur noch ganz wenig “Komm rum!”. Das warf uns noch weiter zurück und nach ein paar Minuten entschieden wir uns dazu, den Boxenstopp vorzuziehen, sowie die Strategie entsprechend anzupassen.
Ferid durfte reparaturbedingt nach einer längeren Standzeit mit fast ganz kalten Reifen zurück auf die Strecke und hatte glücklicherweise sogar freie Fahrt. Das nutze er im Rahmen seiner Möglichkeiten aus und konnte durch konstant gute Rundenzeiten viel Boden gut machen. Dazu profitierten wir zudem von den Fehlern anderer Teams und das brachte uns sogar bis auf P35 nach vorne. Nach 45 anstrengenden Minuten hatte Ferid nicht nur eine fehrlerfreie und saubere Fahrt hinter sich, sondern auch seinen allerersten Fahrerwechsel perfekt gemeistert!
Patrick übernahm den bayrischen Boliden auf P36 und die geänderte Strategie sah vor, dass er nun insgesamt eine Stunde auf den selben Reifen fahren muss. Da die Stintzeit auf maximal 48 Minuten begrenzt ist, war somit auch eine Durchfahrt der Boxengasse nicht vermeidbar. Mit dem Plan im Kopf und dem Messer zwischen den wenigen noch vorhandenen Zähnen ging es dann auf die Reise. Endlich waren mit “Komm rum!” und freier Sicht – trotz 100 Litern im Tank – auch die üblichen Rundenzeiten im Bereich von 1:42 sofort möglich. Das brachte uns wieder stückchenweise nach vorne, wobei uns so mancher Top 15 Fahrer unnötigerweise aufgehalten hat, obwohl wir deutlich schneller konnten. Das egoistische Verhalten so mancher Helden der Langstrecke werden wir wohl nie verstehen. Da war es dann auch mal nötig, etwas mehr Risiko als geplant einzugehen und dem vermeintlichen Topfahrer mit einem waghalsigen Bremsmannöver zu zeigen, dass er eigentlich in unseren Rückspiegel gehört. So ackerte sich Patrick dann – inklusive Boxendurchfahrt wegen der längeren Fahrtzeit – bis zum Fahrerwechsel durchs Feld und konnte Ferid das Auto auf P31 für den letzten Stint übergeben.
Es war im wahrsten Sinne des Wortes der Endspurt, denn nachdem Ferid von P32 bei der Ausfahrt innerhalb kurzer Zeit sogar bis auf P29 vorfahren konnte, robbte er sich an einen Porsche ran und hing dann die letzten 20 Minuten dahinter fest, weil der sich clever verteidigte. Es war ein richtiger Krimi, der die Leute sogar nur vom Zuschauen schwitzen ließ. Man konnte förmlich fühlen, dass wir schneller waren, aber kein Weg sicher an den Konkurrenten vorbei führte. Hinzu kam bei Ferid auch die fehlende Erfahrung und die dadurch resultierende Unsicherheit im Nahkampf auf der Strecke. Das erkannte man zeitweise durch zu vorsichtiges Hinterherfahren oder an gewissen Stellen auch das Einhalten eines “Sicherheitsabstandes”. Der erfahrene Vordermann hat es selbstverständlich auch mitbekommen und konnte sein Rennen dementsprechend ausrichten. So rasten die beiden fast eine halbe Stunde lang durch die südafrikanische Nacht und es gab weder Ringelpietz, noch Anfassen. In den letzten beiden Runden war die Gelegenheit zwar gekommen und der Ansatz zum Überholen auch da, jedoch fehlte da erneut die nötige Erfahrung, um es mit aller Konsequenz auch durchzuziehen. Beim finalen Versuch in der allerletzten Kurve des Rennens, kam es dabei jedoch zu einem leichten Kontakt und der Gegner wurde von der Ideallinie geschoben. Da wir vom Intruder Racing Team lieber fair verlieren, als durch schmutzige Tricks Plätze gut zu machen, haben wir selbstverständlich nicht überholt und ihm seine Position gelassen, die er sich in der ganzen Zeit durch eine sehr saubere Verteidigung redlich verdient hatte. Auch wenn es immer seltener wird, sollte man soviel Anstand und Respekt jederzeit auf der Strecke zeigen!
Am Ende der 3 Stunden von Kyalami haben wir den BMW M4 GT3 auf Platz 29 von 40 ins Ziel gebracht und sind nicht unzufrieden. Angesichts der Tatsache, dass wir durch die Reparatur, die Boxendurchfahrt, den zu frühen Überrundungen und der teils zu sturen Fahrer im Mittelfeld sehr viel Zeit verloren haben, wäre vielleicht sogar die Top 20 möglich gewesen. Doch wir wollen nicht klagen, denn Ferid konnte bei seinem allerersten Endurance Rennen mehr als überzeugen, während der alte Sack die Fehler machte. Es war eine tolle Erfahrung und hat trotz der Rückschläge wieder unheimlich viel Spaß gemacht.
Wenn ihr euch die Wiederholung des Rennens aus unserem Cockpit anschauen wollte, dann dürft ihr das gerne auf YouTube tun: https://www.youtube.com/watch?v=19lAgZfT2Qk
Nächste Woche werden wir dann in Donington beim 3 Stunden Rennen antreten. Wenn alles klappt, sind wir vielleicht sogar mit zwei Fahrzeugen am Start. Das entscheidet sich im Laufe der Woche.
Bis dahin wünschen wir euch viel Grip und gebt weiter Gas!
Euer Intruder Racing Team.
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